Verkehrssicherheitstage 9. April 2018 - Archiv

Kopfüber im Überschlagsimulator

Alkohol! Drogen? Rasen! – Alles kein Problem? Oder?
Schüler und Schülerinnen wurden mit möglichen Gefahren konfrontiert

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Junge Fahrerinnen und Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren sind regelmäßig überproportional an folgenschweren Verkehrsunfällen beteiligt. Mindestens jeder vierte Verkehrstote ist aus dieser Altersgruppe. Die Ursachen – zu schnell, zu cool, zu müde, zu voll…..

In einer Gemeinschaftsaktion der Gewerblichen Schule sowie der Emil-von-Behring-Schule wurden während vier Verkehrssicherheitstagen fast 500 junge Verkehrsteilnehmer mit möglichen Gefahren im Straßenverkehr konfrontiert. Die Schüler und Schülerinnen konnten sowohl schockierende, wie auch überraschende Erfahrungen machen. Diese erlebten sie im geschützten Rahmen von Simulationen, so dass keiner zu Schaden gekommen ist.

„Jeder Unfalltote ist einer zu viel“, so Polizeihauptmeisterin Anja Schwendemann während der einführenden Informationsveranstaltung. Gemeinsam mit Polizeihauptmeister Andreas Unterthiner erarbeitete sie mit den Schülern die wichtigsten Ursachen für Unfälle. In der Theorie leuchtet den meisten Schülern schon ein, dass Alkohol- und Drogenkonsum, Ablenkung durch Handy oder auch überhöhte Geschwindigkeit das Risiko dafür erheblich steigern.

Praxisnahe Simulationen führten Beamte der Verkehrsprävention des Polizeipräsidiums Ulm unter der Leitung von Polizeihauptkommissar Roland Schmid mit den Jugendlichen an verschiedenen Stationen durch. Schmid diskutierte mit den Schülern den Sinn des Anschnallens. Beim Einwand der Schüler „die Autos haben doch alle Airbag“, informierte er sie, dass der Airbag beim Auslösen mit einer Geschwindigkeit von über 200 km/h in alten und über 400 km/h in neuen Autos auf sie zukommt. Wer also vom Gurt nicht zurückgehalten wird, erlebt einen „Faustschlag“ mitten ins Gesicht. Anschließend konnte, wer wollte, am Gurtschlitten eine Aufprallgeschwindigkeit von 9 km/h selbst erleben. Danach waren sich alle Schüler einig, dass das Anschnallen von lebenswichtiger Bedeutung, „Gurt rettet Leben“, ist und sie sich zukünftig nach dem Motto „erst klicken, dann starten“ hinters Steuer setzen werden.

Polizeioberkommissar Bernd Steinwand hielt drei verschiedene Rauschbrillen bereit. Sehr schnell merkten die Jugendlichen, dass unter Alkohol-bzw. Drogeneinfluss ein Gegenstand sich gezielt schlecht greifen lässt, geradeaus laufen fast unmöglich ist und ein Slalomparcours eine extreme Herausforderung ist. Je nach Brille wurde ein Alkoholpegel von 0,8 bis 1,8 Promille simuliert. Untersuchungen haben ergeben, dass bereits bei 0,1 Promille Blutalkohol das Risiko zu verunglücken bei Fahrern unter 21 Jahren um 25% steigt. Auch zeigte Steinwand, wie ein Smartphone den Autofahrer vom Verkehrsgeschehen ablenkt. Übungen mit einem sogenannten Reaktionstestgerät ergaben, dass sich die Reaktionszeit beim Telefonieren oder Nachrichten schreiben verdoppelt und so das Unfallrisiko in einer Gefahrensituation drastisch zunimmt.

Am Fahrsimulator erlebten die Schüler und Schülerinnen, wie gefährlich es ist, unter Alkoholeinfluss Auto zu fahren. Franz Walther, Instruktor vom Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr (B.A.D.S.), wies die Jugendlichen in die Bedienung des Simulators ein und erklärte umfassend den Ablauf. Wer nicht angeschnallt ist, kann nicht starten. Jeder beginnt in „normalem Zustand“ mit seiner Fahrstrecke, entweder in oder außerhalb der Stadt. Schon bald spürt man den Unterschied bei Alkoholeinfluss, wenn das Gesichtsfeld eingeschränkt wird und die Reaktion sich verlangsamt. So lässt sich ein Crash mit anderen Verkehrsteilnehmer nicht lange vermeiden. Alle sind froh, dass es diesmal „nur“ Simulationen waren.

Zu schnell unterwegs und nun kopfüber im Auto auf einer Wiese gelandet. Aussteigen, „kein Problem“ meinten die Schüler. Nur wenige wagten sich dann in den Überschlagsimulator um sich davon selbst zu überzeugen. Doch nur unter Anleitung von Polizeikommissar Michael Kamenz schafften sie es sich gefahrlos aus dieser Situation zu befreien und das Auto zu verlassen.

Am Ende der Veranstaltung sprachen die Beamten den Jugendlichen ein großes Lob aus. Roland Schmid betonte, dass alle an den einzelnen Stationen interessiert und aufmerksam zugehört und mitgemacht hätten. „Es war total interessant, dass wir vieles ausprobieren konnten. Aber die Erfahrung mit der Rauschbrille will ich im echten Leben nicht haben wollen“, meinte ein Schüler und ein Mitschüler ergänzt „super war, dass wir auf alle unserer Fragen eine Antwort bekamen.“ Ein anderer verwies auf die Infotafeln und meinte „gut zu wissen, wie schnell, es sehr teuer werden kann und wie schnell man seinen Führerschein wieder los ist.“

Die Schulen hoffen, dass diese Veranstaltung auch im nächsten Jahr wiederholt werden kann. Gesponsert und unterstützt wurden die Verkehrssicherheitstage dankenswerterweise durch die „Initiative sicherer Landkreis Göppingen e.V.“, durch die Kreisverkehrswacht Göppingen und den Förderverein der Schule.

(Bericht: Sabine Kern-Vonier)

 

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